Die ersten Tage zuhause – das Kleingedruckte

Wie sollte es auch anders kommen, wenn einem die grundlegenden Informationen fehlen, bereits am Tag nach der Entlassung aus dem Krankenhaus hatte ich ein Erlebnis der anderen Art. Ich war für 4 Wochen krank geschrieben, um mich an meine neue Situation zu gewöhnen und saß am PC. Das Frühstück lag ca. zwei Stunden hinter mir und es war Zeit den Blutzucker zu messen. F***!!! 53 mg/dl. Einen solchen Wert hatte ich noch nicht und in dieser Situation war ich erstmal total überfordert. Klar, Traubenzucker essen. Wie viel und wie schnell geht das? Der nächste Gedanke nachdem ich dann einige Traubenzuckerblättchen intus hatte war: Ruf beim Diabetologen an. Das hab ich dann auch gemacht, geschildert was Sache ist und man fragte mich, ob ich mich in die Praxis bringen lassen könne. Konnte ich. Also ab zur Praxis und dort nahm mich eine sehr nette Diabetesberaterin unter ihre Fittiche. Sie hat mir dann all das erzählt und erklärt was man im Krankenhaus versäumt hatte. Unter anderem, dass es eine sogenannte Honeymoon-Phase gibt, also eine Zeit, in der die Bauchspeicheldrüse nochmals Insulin produziert und man deshalb die von außen zugeführte Menge reduziert. Das wusste ich nicht und just einen Tag nach der Entlassung war also meine Bauchspeicheldrüse wieder angesprungen.
Meinen Diabetologen habe ich damals auch direkt kennengelernt und man hat sich bemüht mir einen kurzfristigen Termin für eine Schulung zu geben.
Alles in allem fühlte ich mich zum ersten Mal nach der Diagnose gut aufgehoben und ich gehe auch heute noch sehr gerne in diese Praxis ❤
Da ich viel Sport treibe (in der Regel Fahrradfahren und joggen) musste ich in den 4 Wochen zuhause herausfinden was ich diesbezüglich zu beachten hatte. Also begann ich mit kurzen Touren, um zu schauen wie sich mein Zucker dabei verhält. Am Ende konnte ich beim Frühstück die Hälfte des Insulins reduzieren wenn ich danach mit dem Rad die 15 km zur Arbeit fahre und am Abend vor dem Weg zurück musste eine Banane oder ähnliches als Brennstoff herhalten.
Das mit dem Messen und Spritzen war eigentlich kein Problem, außer dass sich irgendwann plötzlich so ein Abwarten vor dem Zustechen mit der Spritze eingeschlichen hatte. Das kam völlig unbewusst und ich musste mir das dann bewusst wieder abgewöhnen, denn ich wollte keine Spritzenphobie bekommen. Zum Glück rechtzeitig bemerkt und abgestellt. Damit fing dann mein Leben als Diabetiker an.


FAZIT:
Information ist alles! Es kommt aber auf die richtigen Personen an. Meine Sorge bezüglich des Essens hat sich auch recht schnell gelegt, als mir in der Praxis Mantra artig erzählt wurde, dass man heutzutage alles essen kann solange man es mit Insulin abdeckt. Und wenn ich mich heute so umschaue bin ich wirklich in jeglicher Hinsicht ein ganz Süßer 😂